Goethe-Institut fordert mehr Beachtung für weltweite Flüchtlingsströme

Das Goethe-Institut hat davor gewarnt, angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation in Deutschland Flüchtlingskrisen in anderen Regionen der Welt aus dem Blick zu verlieren. «Wenn wir nur über die Migrationsbewegungen in Europa sprechen, vergessen wir die weltweite Dimension - insgesamt sind 60 Millionen Menschen auf der Flucht, besonders in Afrika», sagte der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, am Mittwoch in Berlin. Deutschland müsse sich daher mit der gesellschaftlichen Entwicklung in Afrika stärker befassen.

Lehmann verwies darauf, dass die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung derzeit 18 Jahre und jünger ist. Bis zum Jahr 2050 werde sich die Zahl der Bewohner Afrikas auf mehr als zwei Milliarden verdoppeln. «Daher ist es wichtig, die globale Bedeutung des Kontinents ernst zu nehmen und seine Probleme nicht isoliert vom Rest der Welt zu betrachten», so Lehmann. Zugleich stellte er Projekte des Goethe-Instituts vor, die sich mit der Entwicklung von Millionenstädten in Afrika beschäftigen. Eine der wichtigsten Herausforderungen sei dabei das Thema Nachhaltigkeit.

Deutlich wurde zudem, dass die Flüchtlingsproblematik immer mehr Bedeutung in der Arbeit des Goethe-Instituts gewinnt. Dringend notwendig seien Bildungs- und Kulturangebote für Flüchtlinge, «um das Entstehen einer verlorenen Generation zu verhindern», sagte der Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert insbesondere mit Blick auf Syrien.

Laut Ebert hat das Goethe-Institut in den vergangenen Monaten in Deutschland ehrenamtliche Flüchtlingshelfer als Deutsch-Sprachmittler kostenlos weitergebildet. Auch zahlreiche Lehrer für Willkommensklassen an Schulen seien im Fach «Deutsch als Fremdsprache» fortgebildet worden.

Zudem sei im Jahr 2015 das deutsche Sprachlernangebot für Flüchtlinge erweitert worden. So gebe es im Internet unter www.goethe.de/willkommen Sprachübungen und landeskundliche Informationen für Flüchtlinge in 16 Sprachen, mit denen sie sich auf das Leben in Deutschland vorbereiten können. In zehn Städten führe das Goethe-Institut zudem Sprachkurse im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit durch.

Zur Vermittlung deutscher Werte und Kultur will das Goethe-Institut 2016 einen «Filmkoffer» für geflüchtete Kinder und Jugendliche zur Verfügung stellen. Der Koffer mit dem Titel «Cinemanya» enthält 18 deutsche Kinder- und Jugendfilme mit  arabischen und deutschen Untertiteln oder Sprachfassungen – darunter «Das fliegende Klassenzimmer», «Hände weg von Mississippi» oder «Ostwind». Über den Bundesverband Jugend und Film sollen die Filme Flüchtlingskindern und -jugendlichen vorgestellt werden.

Das Goethe-Institut kündigte darüber hinaus ein neues Veranstaltungsformat ab 2016 an. Unter dem Titel «Kultursymposium Weimar» sollen in der Thüringer Goethe-Stadt alle zwei Jahre internationale Experten zu einem Kulturthema debattieren. Auch Kunstprojekte sind geplant. Motto des ersten Symposiums im nächsten Jahr ist «Teilen und Tauschen». (epd)