Gewalttäter greifen in Köln Pakistaner und Syrer an

In Köln haben Gruppen von Gewalttätern nach Polizeiangaben Menschen mit pakistanischer und syrischer Staatsangehörigkeit angegriffen. Am Sonntagabend seien in der Innenstadt zunächst sechs Pakistaner angegriffen worden, teilte die Polizei mit. Zwei von ihnen seien verletzt worden und hätten ins Krankenhaus gebracht werden müssen. Später hätten fünf Personen einen 39-jährigen Syrer angegriffen und verletzt. Die Polizei habe etwa 100 Personen überprüft, zwei von ihnen seien in Gewahrsam genommen worden, weil sie Platzverweise der Beamten nicht beachtet hätten.

Am Vortag hatte die Polizei in Köln nach Ausschreitungen eine Kundgebung der islamfeindlichen Pegida-Bewegung aufgelöst. Die Beamten seien aus der Menge der rund 1700 Anhänger immer wieder mit Flaschen und Böllern beworfen worden, dabei seien mehrere Polizisten verletzt worden.

Nicht nur die Kölner hatten mit großer Sorge der Pegida-Demonstration in ihrer Stadt entgegengesehen - bundesweit waren im Vorfeld vor allem zwei Fragen in den Fokus gerückt: Würde die zuletzt massiv gescholtene Kölner Polizei Herr der Lage bleiben? Und würde es der fremdenfeindlichen Pegida gelingen, nach der Silvester-Gewalt in Köln auch viele bürgerliche Sympathisanten auf die Straße zu bringen?

Am Abend waren die Antworten klar: Ja, die Polizei hatte die Lage trotz gewalttätiger Ausschreitungen im Griff - und Nein, die in Westdeutschland vor allem von organisierten Rechtsextremen beherrschte Pegida-Bewegung lockte vergleichsweise wenige Bürgerliche, dafür aber umso mehr gewaltbereite Hooligans an. Der "weitaus größte Teil" der rund 1.700 Teilnehmer an der Pegida-Versammlung seien Hooligans gewesen, bilanzierte die Polizei. Und die Hooligans hatten am Samstag keine Chance gegen eine gut aufgestellte Polizei.

Die Anspannung war schon am Samstagmittag mit Händen greifbar am Kölner Hauptbahnhof: Rund 1.700 Demonstranten des Bündnisses "Köln gegen Rechts" versammelten sich auf dem Breslauer Platz direkt am Bahnhof. Mit wütenden Sprechchören und "Nazis raus"-Rufen begleiteten sie die Ankunft der Teilnehmer der Pegida-Kundgebung, die nur hundert Meter entfernt stattfand.

Einem Großaufgebot der Polizei gelang es, beide Lager zu trennen. Doch friedlich blieb es nicht: Am späten Nachmittag wurde die Polizei aus der Pegida-Demonstration mit Flaschen, Knallkörpern und Steinen angegriffen - und griff ihrerseits mit Wasserwerfer und Pfefferspray durch. Vor gut 14 Monaten hatte dies noch anders ausgesehen: Ebenfalls am Breslauer Platz hatten im Oktober 2014 fast 5.000 Hooligans rund 1.300 Polizisten massiv in die Defensive gedrängt.

Doch am Samstag waren die Einsatzkräfte viel besser gerüstet. Rund 1700 Beamte hat die Landespolizei aufgeboten - überwiegend erfahrene Polizisten aus Einsatzhundertschaften, dazu berittene Beamte und Hundeführer. Und auch die Bundespolizei war mit mehreren hundert Beamten aus ganz Deutschland am Hauptbahnhof im Einsatz, unter ihnen Sprengstoffexperten. Auch einen Hubschrauber setzen die Bundespolizisten ein.

"Wo, wo, wo, wo wart ihr an Silvester?" skandierten Teilnehmer der Pegida-Demonstration - Adressat waren die Polizisten, die den rechten Aufmarsch begleiteten. Pegida NRW hatte die Demonstration nach den schweren sexuellen Übergriffen auf Frauen in Köln in der Silvesternacht angemeldet - den Ausschreitungen von Tätern mutmaßlich mit Migrationshintergrund hatte die damals offenbar hoffnungslos unterbesetzte Polizei keinen Einhalt gebieten können.

Am Samstag jedoch griff die Polizeiführung durch: Nach den Angriffen auf Beamte erklärte die Polizei die Pegida-Demonstration umgehend für aufgelöst. Ein Wasserwerfer wurde eingesetzt, der Schlagstock-Einsatz freigegeben. Bei den gewalttätigen Ausschreitungen wurden insgesamt 15 Pegida-Demonstranten in Gewahrsam genommen. "Wir haben die Lage im Griff", sagte ein Polizeisprecher am frühen Abend.

Aber nicht nur Aggression und Zusammenstöße bestimmten das Bild an diesem Demonstrationstag in Köln. Am Samstagmittag fanden sich rund 1000 Frauen auf der Treppe zwischen Kölner Dom und Bahnhofsvorplatz zusammen. Sie demonstrierten gegen Gewalttaten an Frauen - mit Transparenten wie "Nein heißt Nein. Das ist unser Gesetz. Bleibt uns vom Leib" oder "Nein zu Gewalt gegen Frauen, egal ob in Köln, beim Oktoberfest oder im häuslichen Schlafzimmer".

Zu dem Flashmob am Ort der Silvester-Gewalt war im Internet aufgerufen worden. "Wir wollen unsere Sicherheit zurück haben", sagte Organisatorin Martina Schumeckers der Nachrichtenagentur AFP. Die 57-jährige Musikerin fügte hinzu: "Ich stehe hier für alle Mütter, Töchter, Enkeltöchter, Großmütter, die sich alle sicher, besonders in unserem Köln, bewegen wollen." (Reuters/AFP)

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