Frankfurter Buchmesse: Gastland Indonesien zeigt sich poetisch

Als literarischer Inselarchipel inszeniert sich Indonesien auf der Frankfurter Buchmesse. Den dunklen Teil der Geschichte des Landes wollen Autoren in Lesungen zur Sprache bringen. Informationen von Thomas Maier

Exakt 264 zylinderförmige meterhohe Laternen umgrenzen das «Island of Tales» bis hin zum «Island of Images». Gut 17.000 Inseln hat der indonesische Archipel - auf der Frankfurter Buchmesse hat sich das Gastland in seinem Pavillon für sieben entschieden. «Wir wollen darin unsere Vielfalt zeigen», sagt der Chefarchitekt des Pavillons, Thamrin Muhamad.  

Es ist ein poetischer Auftritt, der die Magie des Landes mit seinen 250 Millionen Menschen und 400 Sprachen einfängt, ohne sich im Exotischen zu verlieren. In einem raffinierten Spiel aus Licht und Schatten, das an das berühmte indonesische Puppentheater (Wayang) erinnert, illuminieren Tausende in die Laternen eingebaute LED-Lampen die einzelnen Inseln.

Je nach Thema sind die Laternen mit digitaler Hilfe mit Landschaften bemalt, mit grellen Comics und mit Worten von indonesischen Dichtern verziert - oder verschwimmen im Blau der Wellen, die mit ihrem Licht die sieben Inseln umspülen.

Die Hauptinsel im Pavillon ist aber dem «Wort» gewidmet: Verlage aus aller Welt haben Bücher geschickt, die indonesische Autoren geschrieben haben oder die von dem Land handeln. Anderswo wird Indonesien immer noch gerne allein mit Bali assoziiert, oder auch mit großer Armut identifiziert. «Indonesien ist viel gebildeter, als viele vielleicht glauben», sagt der Dichter Goenawan Mohamad (74), literarische Galionsfigur seines Landes und Organisator des Auftritts.

Von der Schriftkultur des Landes mit seinen fast 200 Völkern zeugen nahezu 700 Jahre alte Manuskripte im Pavillon, die auf Rinde, Bambus oder die Schale eines Kürbisgewächses geschrieben sind. Es sind Kopien aus dem Nationalmuseum in Jakarta. In Indonesien wird heute im malaiischen Bahasa geschrieben, der seit 1928 verbindlichen Nationalsprache. In der oralen Tradition des Landes hat die Lyrik immer eine besondere Rolle gespielt. Romane sind noch ein junges Phänomen und beschränken sich auf die gehobene urbane Mittelklasse.

Nach Frankfurt hat Indonesien immerhin rund 70 Autoren geschickt, auch wenn die Zahl der ins Deutsche übersetzten Romane zur Buchmesse fast an den Fingern zweier Hände abzuzählen ist. «Für uns ist es wichtig, endlich auf dem literarischen Archipel wahrgenommen zu werden», sagt die Autorin Leila S. Chudori. Sie hatte Glück: Ihr Buch «Pulang (Heimkehr nach Jakarta)» liegt zur Messe auf Deutsch vor.

Chudori hat sich wie auch einige andere Autorinnen in den vergangenen Jahren kritisch mit dem Militärputsch 1965 und seinen Folgen beschäftigen. Hunderttausende von Kommunisten und Dissidenten sind damals massakriert worden - es ist das dunkelste Kapitel des Landes, das in Indonesien immer noch gerne tabuisiert wird. Im Pavillon wird darauf nicht Bezug genommen. Aber viele Autoren werden sich dem Thema auf der Buchmesse in Lesungen widmen, verspricht Chudori. (dpa)

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