Flüchtlingsfrauen leiden an psychologischen Problemen und schlechter Versorgung

Viele nach Deutschland geflüchtete Frauen stehen mit ihren teils schweren psychologischen Problemen allein da. Zu diesem Schluss kommt die erste repräsentative Untersuchung von geflüchteten Frauen des Universitätsklinikums Charité, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Demnach haben 13 Prozent der Befragten Selbstmordgedanken, die Hälfte davon akut. "Das ist etwas, das uns sehr überrascht hat", sagte eine der Studienleiterinnen, Meryam Schouler-Ocak.

Rund ein Drittel der Befragten wurde bei Erkrankungen trotz eigener Bemühungen nicht professionell versorgt. Als einen der Hauptgründe für die medizinische Unterversorgung nennt die Studie unter anderem den Mangel an Sprachmittlern. Manche Ärzte schickten deshalb Hilfe suchende Frauen wieder weg. Rund die Hälfte der Frauen sucht bei Beschwerden gar nicht erst einen Arzt auf, oft auch aus Angst vor den sprachlichen Hürden.

Die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, kündigte Nachbesserungen an. Allerdings sei es unrealistisch, überall in Deutschland jederzeit "jede Sprache Vorrätig zu haben", sagte Özoguz, die die Studie gefördert hatte. Die Untersuchung sei ein Fortschritt, weil es bisher überhaupt kein Wissen zur Situation geflüchteter Frauen gegeben habe. "Die Datenlage war grottenschlecht", sagte Özoguz.

Frauen machen rund ein Drittel der Asylantragsteller in Deutschland aus. Befragt wurden an bundesweit fünf Standorten 660 Frauen. Der Schwerpunkt lag bei Frauen aus Ländern mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit - Syrien, Afghanistan, Iran, Irak, Eritrea und Somalia. Die geflüchteten Frauen sind jung: Fast die Hälfte von ihnen ist zwischen 17 und 29 Jahre alt. Ein weiteres Drittel ist zwischen 30 und 39 Jahre alt.

Die geflüchteten Frauen sind zu 70 Prozent verheiratet, 80 Prozent haben Kinder. Nur zehn Prozent der Befragten haben studiert oder gar promoviert, während 17 Prozent keine Schule besuchten. Jede Dritte arbeitete in ihrem Heimatland nicht oder war Hausfrau.

Als Hauptgründe für ihre Flucht nannten die Frauen Lebensgefahr, Krieg, Terror, Angst vor Entführung sowie die Sorge um den Lebensunterhalt und genügend Lebensmittel zum Überleben. Viele Frauen erlebten demnach selbst Gewalt. Dies gilt vor allem für Frauen aus Eritrea: Hier wurde jede dritte Befragte schon einmal Opfer von Gewalt. Zudem erlebte mehr als die Hälfte der Befragten im Herkunftsland Kampfeinsätze mit. (AFP)

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