Fest für Weltoffenheit in Dresden mit 22.000 Besuchern - Weniger Teilnehmer als zuletzt bei Pegida- und Gegen-Pegida-Demos

Die Dresdner haben ein weiteres Zeichen gegen Pegida gesetzt. Zu einem Bürgerfest unter dem Motto «Offen und bunt - Dresden für alle» kamen am Montagabend laut Polizei 22.000 Menschen in die Innenstadt der sächsischen Landeshauptstadt. Bei dem Fest sangen unter anderem Herbert Grönemeyer und die Band Silly. Bundesweit nahm der Zustrom zu Pegida- und Gegen-Pegida-Veranstaltungen im Vergleich zu den Vorwochen ab - in Frankfurt kam es teils zu Krawallen.

Die Pegida-Organisatoren hatten ihre in den vergangenen Wochen montags abgehaltenen Demonstrationen wegen des Bürgerfests einen Tag vorgezogen und sich bereits am Sonntag getroffen, mit 17.300 Menschen hatte der Zustrom abgenommen. Die Innenstadt stand dafür am Montag ganz im Zeichen der Pegida-Gegner. Bei dem laut Polizei sehr friedlichen Fest standen vor allem die musikalischen Auftritte im Mittelpunkt, neben Grönemeyer traten auch etwa BAP-Sänger Wolfgang Niedecken und Jan Josef Liefers auf. Die Veranstalter mussten ursprüngliche Angaben korrigieren, wonach mehr als die 35.000 Teilnehmer der Anti-Pegida-Kundgebung vom 10. Januar nach Dresden gekommen waren.

Nachdem noch vor einer Woche bundesweit deutlich mehr als 50.000 Menschen gegen Pegida demonstriert hatten, kamen am Montag deutlich weniger Menschen. In Düsseldorf und Karlsruhe gab es laut Polizei rund tausend Gegendemonstranten, in München 2200, in Berlin 1100, in Braunschweig 2500, in Magdeburg 2200. Am stärksten war der Zustrom in Frankfurt, wo auf zwei Veranstaltungen insgesamt 16.500 Menschen demonstrierten.

In Frankfurt gab es laut Polizei auch Krawalle mit Flaschenwürfen und einzelnen Fällen von Körperverletzung. Die Angriffe richteten sich auch gegen die dort laut Polizei rund 100 Anhänger des dortigen Pegida-Ablegers. Erneut blieb die Zahl der Pegida-Ableger außerhalb Dresdens gering: In Düsseldorf brachte die Dügida 100 Menschen auf die Straße, die Bärgida in Berlin 550 Menschen, Bragida in Braunschweig 320 Menschen und Magida in Magdeburg 800 Menschen. Mit 1100 Demonstranten war die Bagida in München am stärksten vertreten. Die Leipziger Legida verschob ihre Demonstration von Mittwoch auf Freitag und meldete für diese Woche eine Demonstration mit 15.000 Teilnehmern an. Außerdem meldete sie nach Angaben der Stadt bis Jahresende für jeden Freitag einen Aufzug an.

Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) führte am Montag ein Gespräch mit Pegida-Sprecherin Kathrin Oertel und Pegida-Vorstandsmitglied Achim Exner. «Der Dialog kann auf der Straße beginnen, kann aber dort nicht als verständiger Austausch von Meinungen und Argumenten geführt werden. Ziel ist es - bei aller Meinungsverschiedenheit - die Bürgerschaft wieder aufeinander zu zu bewegen», erklärte Ulbig im Anschluss. Der sächsische Linken-Fraktionschef Rico Gebhardt nannte das Gespräch einen «Ausdruck politischen Sittenverfalls» der sächsischen CDU.

Unterdessen hat sich SPD-Chef Sigmar Gabriel etwas belustigt gezeigt über die kategorische Ablehnung seiner Generalsekretärin Yasmin Fahimi, was den Besuch von Pegida-Veranstaltungen betrifft. Er «kämpfe um jede Seele, auch um die meiner Generalsekretärin», sagte er der «Bild»-Zeitung. In allen Parteien gebe es unterschiedliche Meinungen zum Umgang mit der islamkritischen Bewegung.

Die Deutsch-Iranerin hatte nach dem Besuch Gabriels bei einer von der Landeszentrale für politische Bildung organisierten Veranstaltung mit Pegida-Anhängern in Dresden öffentlich bekräftigt, dass sie da nicht hingehen würde.

Auf die Frage, ob er mit der Überraschungsvisite Fahimi düpiert habe, meinte Gabriel: «Nein, gewiss nicht. Wir sind uns einig, dass man mit den Organisatoren von Pegida, die oftmals rechtsextrem und ausländerfeindlich sind, nicht reden sollte.» Die Partei stellt dies als stimmige Linie dar, Fahimi ist aber auch gegen jeden Dialog mit Anhängern der Pegida-Bewegung bei neutralen Gesprächsforen. Gabriel meinte, er habe in Dresden unmittelbar hören wollen, was die normalen Bürger sagen. «Auch welche Sorgen und Ängste sie haben.» (AFP/dpa)