Experte Bülent Ucar plädiert für Gründung des bundesweit ersten Imam-Seminars

Der Direktor des Instituts für Islamische Theologie der Uni Osnabrück, Bülent Ucar, hat sich für die Gründung eines Imam-Seminars in Osnabrück ausgesprochen. An der bundesweit ersten Einrichtung dieser Art könnten analog zur Priester- und Pastorenausbildung islamische Theologen mit Universitätsabschluss auf die praktische Arbeit in den Moscheegemeinden vorbereitet werden, sagte Ucar.

Nur das könne seiner Ansicht nach gemeint sein, wenn im Vertrag der großen Koalition in Niedersachsen von der Einrichtung eines «grundständigen Imam-Studiengangs» in Osnabrück die Rede sei. «Ein solches Vorhaben würde ich ausdrücklich begrüßen.» Der Standort Osnabrück würde sich anbieten, weil es dort bereits den Masterstudiengang Islamische Theologie und das deutschlandweit einzige Weiterbildungsprogramm für Imame gibt.

Ein Imam-Studiengang direkt an einer Universität sei hingegen gar nicht möglich, betonte der Theologe. Sie habe dafür weder die Qualifikation noch die Zuständigkeit. Auch die Universitätsleitung selbst hatte jüngst die Einrichtung eines solchen Studiengangs abgelehnt. Ucar erklärte, Universitäten seien nur für den wissenschaftlichen Teil der Ausbildung zuständig. Auch angehende Pfarrer und Rabbiner würden nicht allein an Universitäten ausgebildet. Sie müssten nach dem Studium der katholischen, evangelischen oder jüdischen Theologie ein Priester-, Prediger- oder Rabbinerseminar absolvieren.

Nach diesem Muster stelle er sich auch die Ausbildung von Imamen in Deutschland vor. «Ein Imam-Seminar wäre also eine logische Ergänzung zur akademischen Theologenausbildung», sagte Ucar. In Osnabrück würden bald die ersten Absolventen des Master-Studiengangs Islamische Theologie die Uni verlassen. «Einige können sich durchaus vorstellen, Imam zu werden.»

So wie die Prediger- und Priesterseminare von den Kirchen verantwortet werden, müsste ein Imam-Seminar nach Ansicht Ucars aus grundsätzlichen und pragmatischen Erwägungen unter Beteiligung der Islamverbände aufgebaut und organisiert werden.« Das gelte auch, wenn sie bis dahin nicht den Status von Religionsgemeinschaften hätten. «Dazu sehe ich derzeit wenig Chancen, da SPD und CDU zum Abschluss von Staatsverträgen zunächst auf Abstand gegangen sind.«

Durch die Einrichtung eines Imam-Seminars könnten sich die Verbände auch vom Einfluss ausländischer Ausbildungsinstitute emanzipieren, sagte Ucar. Im Anschluss müsse die Politik sich überlegen, wie sie die Moscheegemeinden beim Aufbau von Finanzierungsmodellen für die Imame unterstützt, forderte Ucar. Denn bislang hätten die Gemeinden kein Geld, akademisch ausgebildete Imame anzustellen. «Es gibt vonseiten der Politik bislang immer nur Kritik an der Bezahlung der Imame aus der Türkei. Sachdienliche Hinweise, wie man das ändern könnte, höre ich nicht.» (epd)

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