EU wirbt bei Trumps Übergangsteam für Atomabkommen mit dem Iran

Wegen ablehnender Äußerungen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump über das internationale Atomabkommen mit dem Iran hat die Europäische Union nach Diplomatenangaben Kontakt zu Trumps Übergangsteam aufgenommen, um Überzeugungsarbeit zu leisten. "Es gab informelle Kontakte zu der neuen US-Regierung, um den Mehrwert der Vereinbarung zu erklären", verlautete am Dienstag aus Diplomatenkreisen in Brüssel. Dadurch sollten "Missverständnisse" über das Atomabkommen ausgeräumt werden.

"Es gab da draußen viele Missverständnisse", hieß es. "Es ist eine multilaterale Vereinbarung; wenn eine Seite zurücktritt, kann die andere das Selbe tun." Die EU halte allerdings entschlossen an dem Abkommen mit Teheran fest und arbeite dabei "Hand in Hand mit China und Russland". Schließlich habe das Atomabkommen "eine potenzielle größere Krise in einer Region mit starken Spannungen abgewendet".

Das Atomabkommen mit dem Iran war nach jahrelangen Verhandlungen vor einem Jahr in Kraft getreten. Geschlossen hatten es die fünf UN-Vetomächte und Deutschland mit dem Iran. Es erlaubt dem Land die zivile Nutzung der Atomtechnologie, soll aber zugleich sicherstellen, dass Teheran keine Atomwaffen entwickeln kann.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini, die das Abkommen mit ausgehandelt hatte, hatte am Montag versichert, die EU werde trotz Trumps Kritik an dem Atomabkommen festhalten. Trump hat die Vereinbarung mit Teheran als "katastrophal" bezeichnet, da sie den Iran nicht am Bau von Atomwaffen hindere. Der Rechtspopulist drohte, das Abkommen nach seinem Amtsantritt am Freitag aufzukündigen.

Unterdessen hat der Iran gelassen auf die jüngsten Äußerungen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump zum Atom-Deal mit Teheran reagiert. "Das sind Slogans, nur Gerede ... ich glaube nicht, dass sich was an dem Deal ändern wird", sagte der iranische Präsident Hassan Rohani auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Teheran. Trump hatte in einem Zeitungsinterview das Wiener Atomabkommen von 2015 als eines der dümmsten Abkommen bezeichnet.

Rohani sagte, es handele es sich nicht um ein bi-, sondern ein international anerkanntes multilaterales Abkommen. "Wieso sollte man ein fertiges Hemd wieder in Baumwolle umwandeln und es nochmal machen lassen", fragte er ironisch, und fügte hinzu, der Deal brauche „keinen neuen Schneider". Auch eine Revision des Deals komme für ihn nicht infrage. "Dieses Abkommen ist das Ergebnis jahrelang intensiv geführter Verhandlungen und eine Neuverhandlung wäre daher absolut absurd", sagte der Kleriker.

Trump und die neue Administration werden Rohani zufolge auch keinen Einfluss auf die iranische Präsidentschaftswahl am 19. Mai diesen Jahres haben. (dpa/AFP)