Entsetzen über mutmaßlichen Terroranschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt

Zwölf Menschen wurden getötet und 49 verletzt, als ein Lastwagen in eine Menschenmenge fuhr. Kanzlerin Angela Merkel sprach von einer "grausamen und unbegreiflichen Tat".

"Wir müssen nach jetzigen Stand von einem terroristischen Anschlag ausgehen", sagte Merkel in Berlin. "Das ist ein sehr schwerer Tag für Deutschland. Merkel sagte in einem Statement, sie denke in diesen Stunden zu allererst an die Toten und Verletzten. Ein ganzes Land sei in Trauer vereint. "Ich denke auch an die Rettungskräfte, Polizisten, Feuerwehrleute, Ärzte und Sanitäter." Sie danke ihnen "von Herzen für ihren schweren Einsatz". "

Sie habe großes Vertrauen in die Ermittler, die daran arbeiten, diese Tat aufzuklären, sagte die Kanzlerin. Es sei eine "grausame und unbegreifliche Tat" gewesen, die sie erschüttert habe. Die Tat werde bestraft werden, "so hart es unsere Gesetze verlangen".

Merkel hob aber hervor: "Wir wollen nicht damit leben, dass uns die Angst vor dem Bösen lähmt." Auf Weihnachtsmärkte werde man nicht verzichten.

Bundespräsident Joachim Gauck hatte sich zuvor ebenfalls betroffen geäußert. "Das ist ein schlimmer Abend für Berlin und unser Land, der mich wie zahllose Menschen sehr bestürzt.". Ähnlich äußerten sich Frankreichs Präsident François Hollande, Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker.

Russlands Präsident Wladimir Putin bezeichnete den mutmaßlichen Terroranschlag mit einem Lkw auf einem Berliner Weihnachtsmarkt als Verbrechen. Die Tat gegen friedliche Bürger sei grausam und zynisch, schrieb Putin in einem Telegramm an Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel. 

Am frühen Morgen wurde ein Hangar auf dem früheren Flughafen Tempelhof durchsucht. Dort befindet sich Berlins größte Flüchtlingsunterkunft. Vier junge Männer seien befragt worden, es habe aber keine Festnahmen gegeben, sagte ein Sprecher des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten. 

Der Lastwagen wurde nach Angaben der Polizei am Montagabend gegen 20 Uhr vorsätzlich in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gesteuert. Der mutmaßliche Fahrer flüchtete, wurde aber rasch festgenommen. Inzwischen wird er verhört.

Über seine Herkunft herrscht noch Unklarheit. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen handelt es sich um einen Afghanen oder Pakistaner, der als Flüchtling eingereist sein könnte. Der Berliner Sender RBB meldet, der Mann sei Pakistaner  und am 31. Dezember 2015 in Passau nach Deutschland eingereist.

Er sei den deutschen Sicherheitsbehörden bislang nicht als Islamist aufgefallen, schreibt die Deutsche Presseagentur. Der Mann tauche in der entsprechenden Datei der Behörden nicht auf. Er sei der Polizei allerdings wegen kleinerer Delikte bekannt gewesen.

Auf dem Beifahrersitz des LKW wurde ein toter Mann entdeckt. Bei ihm handelt es sich um einen polnischen Staatsbürger, aber nicht um den Fahrer. Der Lastwagen gehört einer polnischen Spedition und hatte Stahlteile geladen. Der Fahrer war nach Angaben der Spedition seit etwa 16 Uhr nicht mehr zu erreichen gewesen. Wann genau das Fahrzeug gestohlen wurde, ist noch unklar. Inzwischen wurde es zur weiteren Spurensicherung vom Tatort abgeschleppt.

Die Bundesregierung ordnet für den heutigen Dienstag eine bundesweite Trauerbeflaggung an. "Dies geschieht als Zeichen der Anteilnahme nach der Gewalttat auf einem Weihnachtsmarkt in Berlin am gestrigen Abend", teilte das Innenministerium mit.

Die Innenminister von Bund und Ländern haben sich gegen eine Absage ähnlicher Veranstaltungen in Deutschland ausgesprochen. Dies teilte das Bundesinnenministerium nach einer Telefonkonferenz der Ressortchefs mit. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow, sagte dazu im Bayerischen Rundfunk, bei 2.500 Weihnachtsmärkten könne es keine hundertprozentige Sicherheit geben.

Die beiden christlichen Kirchen in Deutschland reagierten entsetzt. "Die Nachrichten aus Berlin haben mich tief erschüttert", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. "Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Toten und Verletzten." Auch der Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sprach von einer fürchterlichen und sinnlosen Gewalttat. "So viele unschuldige Menschen sind ihr zum Opfer gefallen."

Der Bürgermeister von Nizza verglich den mutmaßlichen Terroranschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt mit der Todesfahrt eines LKW-Fahrers in Südfrankreich. "Gleiche Vorgehensweise. Gleiche blinde Gewalt. Gleicher Hass auf glückliche Menschen", schrieb Philippe Pradal auf Twitter.  Ein Tunesier hatte am französischen Nationalfeiertag, dem 14. Juli, einen Lastwagen in eine Menschenmenge auf der Strandpromenade von Nizza gelenkt und 84 Menschen getötet. (dpa/AFP/Reuters)