Dänische Imamin Sherin Khankan wirbt für mehr weibliche Prediger in Moscheen

Die dänische Imamin Sherin Khankan wünscht sich mehr Akzeptanz für weibliche Prediger. "Wer Imaminnen kritisiert, tut das aus Ignoranz", sagte Khankan in einem Interview mit "Zeit Online" am Sonntag. "Wir wollen die patriarchalischen Strukturen aufbrechen, die bis heute in unseren religiösen Institutionen herrschen."

Khankan ist den Angaben zufolge Predigerin und Moscheevorsteherin der Mariam-Moschee in Kopenhagen, der ersten von Imaminnen gegründeten und geführten Moschee Europas. Die Tochter eines Syrers und einer Finnin habe sich "bewusst dafür entschieden, eine Muslima zu sein", sagte sie.

Die Imaminnen in Khankans Gemeinde wollten an die islamische Tradition anschließen: So stehe in den Hadithen, den Erzählungen über die Aussprüche und Handlungen des Propheten, ausdrücklich geschrieben, dass der Prophet es Frauen erlaubt habe, in seiner Moschee die Gebete für Frauen zu leiten, auch seinen eigenen Frauen. "Wenn einige Muslime heute darüber diskutieren, ob eine Frau die Gebete, auch die Freitagsgebete, durchführen kann, gibt es eine klare Antwort: Ja, und das wird durch die islamische Tradition bestätigt", sagte Khankan.

In der Mariam-Moschee seien Frauen und Männer sowie auch Nichtmuslime willkommen. Lediglich bei den Gebeten seien die Männer nicht dabei. "Wir wollen einen langsamen Wandel. Sonst baut man keine Brücken, sondern reißt sie hinter sich ab", so Khankan. Die muslimischen Gemeinden seien für Frauen, die auch Männer durch das Gebet führen, noch nicht bereit.

Zudem will Khankan stärker Frauen unterstützen, die sich scheiden lassen wollen. Laut Koran habe die Frau das Recht, sich scheiden zu lassen. "Das Problem ist, dass das Recht der Frau auf Scheidung auch im jeweiligen Vertrag stehen muss." Deswegen habe ihre Gemeinde einen neuen Heiratsvertrag entworfen, der die Ehepartner bei islamischen Scheidungen gleichstellt und Polygamie und Gewalt klar als Scheidungsgründe benennt. "Wir versuchen nun, diesen Vertrag zu standardisieren. Viele muslimische Paare kommen extra aus dem Ausland angereist, um in unserer Moschee verheiratet zu werden", erklärte sie. (KNA)

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