Bundesamt: Immer mehr Islamisten-Angehörige suchen Beratung

Immer mehr Angehörige von gewaltbereiten Islamisten wenden sich an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg. Die Hotline der dortigen Beratungsstelle Radikalisierung habe im ersten Halbjahr 2015 insgesamt 451 Anrufe verzeichnet, sagte ein Sprecher des BAMF der in Halle erscheinenden «Mitteldeutschen Zeitung» (Donnerstag). Das seien 266 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der daraus resultierenden Beratungsfälle stieg von 74 auf 118.

Insgesamt seien seit dem Start der Beratungshotline 2012 mehr als 1.700 Anrufe eingegangen, so der BAMF-Sprecher. Daraus hätten sich mehr als 630 Beratungsfälle entwickelt. Unter den Anrufern seien Eltern genauso wie Lehrer, Freunde oder Mitglieder von Sportvereinen. Ungefähr die Hälfte der Betroffenen habe einen Migrationshintergrund. Den Anstieg führt das Bundesamt auf die Tatsache zurück, dass die Beratungsstelle zunächst noch wenig bekannt war.

Unterdessen hat die Stadt Berlin angekündigt, seine Anstrengungen zur Prävention und Deradikalisierung von Islamisten in einem gemeinsamen Landesprogramm koordinieren. «Die zunehmende Radikalisierung ist nicht nur ein Sicherheitsproblem, sondern betrifft alle Bereiche des Berliner Lebens», erklärte Innensenator Frank Henkel (CDU) nach einem Runden Tisch zum Thema Islamismus-Prävention.

Teilnehmer waren neben Henkel unter anderem Sozialsenator Mario Czaja, Justizsenator Thomas Heilmann (beide CDU), Bildungsstaatssekretär Mark Rackles und der Staatssekretär für Arbeit, Boris Velter (beide SPD). Außerdem nahmen Vertreter von Deradikalisierungs-Beratungsstellen wie Hayat, UFUQ und vom Violence Prevention Network daran teil.

Alle Teilnehmer des Runden Tischs seien sich einig gewesen, dass die zunehmende islamistische Radikalisierung für die Gesellschaft als Ganzes eine große Herausforderung darstelle, hieß es weiter. In jedem der Fachbereiche gebe es bereits Präventions- und Deradikalisierungsprojekte, die bislang aus unterschiedlichsten Töpfen finanziert werden. Sie sollen nun in einem ressortübergreifenden Landesprogramm unter Federführung der Landeskommission gegen Gewalt gebündelt werden. Organisation und Finanzierung müsse jetzt «auf Arbeitsebene» geklärt werden, hieß es. (epd/KNA)

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