Bremer Lehrer rüsten sich gegen Salafismus - Zunehmende Probleme mit radikal-islamistischen Jugendlichen

In den Bremer Schulen gibt es immer mehr Lehrer, die Probleme mit Jugendlichen haben, die den radikal-islamistischen Strömungen des Salafismus folgen. Es bestehe großer Handlungsbedarf, sagte Dietmar Ludwig vom Bremer Landesinstitut für Schule, das am letzten Dienstag einen Fachtag für Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter organisiert hat. Dabei verstärkten sich Salafismus und Islamophobie gegenseitig negativ. Dass sie sich nicht willkommen fühlten, tauche immer wieder als zentrales Argument bei muslimischen Jugendlichen auf, die sich radikalisierten.

Unter dem Titel «Salafismus und Islamophobie als Herausforderung in der Schule» ließen sich etwa 120 Lehrkräfte von Experten im Umgang mit menschenrechts- und demokratiefeindlichem Verhalten von Jugendlichen schulen. Dabei ging es auch um die Frage, wie sie eine Radikalisierung ihrer Schüler erkennen können. Bremen gilt als Hochburg des Salafismus, einer radikalen Strömung des Islam. Nach Angaben des Verfassungsschutzes gibt es in Deutschland etwa 7.000 Salafisten, davon allein 360 in Bremen.

An seiner Schule gehe es zahlenmäßig um ein «kleines Phänomen», sagte der Leiter des Schulzentrums in Bremen-Walle, Matthias Möller. Zutage getreten sei es durch schwulen, frauen- sowie demokratiefeindliche und dazu religiös unterlegte Äußerungen einzelner Jugendlicher. «Die Kollegen waren von der Wucht des Phänomens überwältigt», berichtete Möller. Dabei gehe es bei den Jugendlichen gar nicht um Religion, sondern beispielsweise um Orientierungslosigkeit, Rebellion gegen die Eltern oder Unsicherheiten in einer freiheitlichen Gesellschaft.

Die Folge könnten extremistische Äußerungen sein. «Da müssen wir klare Grenzen setzen», bekräftigte Möller. Es sei wichtig, zwischen den Menschen und ihren Äußerungen zu unterscheiden. «Wir dürfen nicht ausgrenzen, wir müssen die Jugendlichen wertschätzen, aber auch klar machen, dass bestimmte Äußerungen nicht zu akzeptieren sind.»

Im Präventionskonzept der Schule hat sich nach seinen Worten unter anderem der «Peer-to-Peer»-Ansatz bewährt: Jugendliche aus der gleichen Kultur und im gleichen Alter sind mit Jugendlichen im Gespräch, die durch radikale Äußerungen aufgefallen sind. Letztlich gehe es um Demokratieerziehung bei Jugendlichen - egal, aus welcher Kultur sie stammen und welchen Glauben sie haben, hieß es.

«Es muss deutlich werden, dass es etwas Besseres gibt als die Ausreise in den Dschihad, die Jugendlichen müssen etwas zu verlieren haben», sagte Birgit Ebel von der Herforder Initiative gegen Extremismus, Rassismus und Gewalt.

Ein besonderes Problem ist nach Beobachtung von Teilnehmern eine «stille Radikalisierung», die niemand mitbekommt. Klar wurde im Verlauf des Fachtages, dass in den Schulen Räume und Zeiten geschaffen werden müssen, um dem entgegenzuwirken und soziales Zusammenleben einzuüben - beispielsweise im Klassenrat, in Fächern wie Geschichte oder Religion oder mit einem besonderen Fach «Gemeinsam leben lernen».

Salafisten verstehen sich als die einzig wahre Gemeinschaft der Gläubigen, da ihrer Auffassung nach nur sie den Islam so leben, wie Gott ihn vorgeschrieben hat. Demokratie oder Gleichberechtigung werden als «unislamisch» abgelehnt. Jeder sechste radikale Islamist gilt als gewaltbereit. (epd)

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