Badespaß ohne «Burkinis»: Muslime drängen auf eigene Schwimmzeiten

Ist es Abgrenzung oder Integration? Ein islamisches Wählerbündnis im Duisburger Integrationsrat drängt auf besondere Schwimmzeiten für Muslime in den städtischen Bädern – und erhält von Oberbürgermeister Sören Link (SPD) eine klare Absage. In Offenburg wollen muslimische Frauen nur unter Frauen ihre Bahnen ziehen – und lösen mit dem Wunsch eine heftige Gegenwelle aus. Dem Bonner Verein «Gutnass», der den Schwimmsport fördert, begegnen immer wieder solche Forderungen nach konfessioneller Geschlechtertrennung. Die wird – in verschiedensten Organisationsformen – an einigen Orten tatsächlich praktiziert.

Immer wieder tauchen Berichte auf, dass muslimische Eltern ihre Töchter aus religiösen Gründen nicht am gemeinsamen Schwimmunterricht mit Jungen teilnehmen lassen wollen. Das Bundesverwaltungsgericht hält es indes für zumutbar, wenn die Mädchen die Bekleidungsvorschriften im Koran mit einem Ganzkörperschwimmanzug, einen sogenannten Burkini, erfüllen. Der ist aber offenbar auch bei Erwachsenen unbeliebt.

In Duisburg hatte das Wählerbündnis «Ummah» seinen Antrag mit der Scheu vieler Muslime begründet, sich in knapper Bekleidung besonders vor Nicht-Muslimen zu zeigen. Die Forderung wies der erste Bürger der Stadt entschieden zurück: «Extra Schwimmzeiten für Muslime bedeuten Separation, nicht Integration.» Zudem verfüge die Stadt nicht über die finanziellen und personellen Anforderungen. Gemeint sind die Aufhängung blickdichter Vorhänge und die Abstellung von ausschließlich weiblicher Badeaufsicht.

Ähnliche Reaktionen provozierte der Vorschlag der Offenburger Integrationsbeauftragten Regina Wolf, nach dem Umbau des Stegermatt-Bades Schwimmen für Muslimas anzubieten. Nachdem die örtliche Zeitung darüber berichtet hatte, hagelte es online ablehnende Reaktionen. «Wir Deutsche wollen in unserem Land nicht die mittelalterlichen Bräuche übernehmen», so ein Leser.

In anderen Kommunen gibt es dagegen ein spezielles Schwimmangebot. Beispiel Bonn: Hier können Muslimas zweimal pro Woche für jeweils drei Stunden von Männerblicken frei schwimmen. Dabei tritt aber nicht die Stadt als Organisator auf, sondern der Verein «AlHilal», was übersetzt «Die Mondsichel» bedeutet. «AlHilal» hat wie andere Sportvereine Badzeiten angemietet - und stellt eine eigene weibliche Aufsicht. Der Zusammenschluss versteht sich als besonders gelungene Form der Integration. Und dazu gehöre, «dass unsere Mitglieder mit Migrationshintergrund in ihrer eigenen Identität gestärkt werden».

Dem Zusammenschluss gehören nach eigenen Angaben rund 1.000 Menschen aus 21 Herkunftsländern an. Auf der Warteliste stehen 400 Frauen – für Geschäftsführer Thomas Haubrich ein klarer Beleg dafür, dass die Schwimmzeiten längst nicht ausreichen. Übrigens: Der Verein bietet auch Männern die Möglichkeit, unter sich und ohne Blicke auf zu viel weibliche Haut baden zu gehen. Ähnliche Ziele verfolgen der Schwimmverein Muslimischer Frauen Stuttgart oder der Arab-Nil-Rhein-Verein in Mainz. Aber auch herkömmliche Sportvereine kommen muslimischen Frauen entgegen und bieten ihnen Extra-Kurse neben dem sonst üblichen Programm an - so in Iserlohn, Hagen oder Lauffen.

Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen in Essen hält es für abwegig, die Bäder für Konfessionen zu öffnen. Wie in Saunen könne es aber Zeiten für alle Damen oder Herren geben, so Sprecher Joachim Heuser. Das allgemeine Damenschwimmen nutzen in der Tat viele Muslimas, wie Rückfragen etwa in Hückelhoven oder in Dortmund-Eving ergaben – selbst wenn dort Bademeister tätig oder die Fenster nicht abgehängt sind. Das Kölner Genovevabad stellte vor ein paar Jahren das muslimische auf allgemeines Frauenschwimmen um, setzt aber in dieser Zeit nur weibliches Badpersonal ein. Dieses bleibt indes beim anschließenden Herrenschwimmen im Dienst.

Eine geradezu interreligiöse Alternative bietet sich den Muslimas in Köln: Hier können sie in einem 20-Meter-Becken schwimmen lernen – im Keller des Erzbischöflichen Priesterseminars. Für die männlichen Regelbesucher heißt es dann: Wir müssen draußen bleiben. (Andreas Otto/KNA)

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