Azhar-Großmufti fordert in Saudi-Arabien Modernisierung des Islams

Der Vorsteher der anerkannten ägyptischen Azhar-Universität hat sich auf einer Anti-Terrorismus-Konferenz in Saudi-Arabien für eine Modernisierung des Islams ausgesprochen. Es habe eine «historische Ansammlung» falscher Interpretation islamischer Quellen gegeben, die zu Extremismus und Gewalt unter Muslimen geführt hätten, sagte Großmufti Scheich Ahmed al-Tajib in seiner Rede zur Eröffnung der Konferenz am Sonntag. Die Rede wurde von der Azhar-Universität in der Nacht zum Montag veröffentlicht.

Al-Tajib steht der Azhar-Universität vor, deren Rechtsprechung wegweisend für Millionen Muslime auf aller Welt sind. Im saudischen Mekka eröffnete er eine dreitägige Gelehrtenkonferenz zum Thema Kampf gegen islamistischen Terror. Muslime müssten zu einer neuen Einheit finden und eine religiöse Erneuerung anstreben, die mehr Toleranz erlaube, sagte Al-Tajib. Nur so könne auch der wachsenden Islamfeindlichkeit in Europa begegnet werden. Am wichtigsten sei die Bildung der Jugend, damit sie nicht Islamisten folgen. Mit Blick auf die Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sagte Al-Tajib: «Sie lehnen den Koran ab, (...) ihre Herzen sind wie Stein oder noch härter.»

Der Imam, der erst kürzlich die Gräueltaten der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak scharf kritisierte, verurteilte "Terrorgruppen", die sich "für wilde und barbarische Praktiken" entschieden hätten.

Allerdings führte al-Tajib die Konflikte in der Region auf eine Verschwörung des "neuen globalen Kapitalismus verbündet mit dem weltweiten Zionismus" zurück. Diese hätten die "konfessionellen Spannungen" im Irak, Syrien, Jemen und Libyen ausgenutzt, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Zur Eröffnung der Konferenz in der heiligen Stadt Mekka wurde eine Botschaft von Saudi-Arabiens König Salman vorgelesen, der Terrorismus als "Produkt extremistischer Ideologie" und als "Bedrohung unserer muslimischen Nation und der ganzen Welt" bezeichnete. (dpa/AFP)

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