Ahmadinejad kandidiert bei der Präsidentenwahl im Iran

Acht Jahre hat er mit seinen Aussagen die Welt provoziert. Nun tut Ahmadinedschad das auch im Iran. Gegen den Willen des Klerus und sogar des obersten Führers sorgte er mit seiner Kandidatur für die Präsidentenwahl erneut für Wirbel. Von Farshid Motahari

Nach mehreren Dementis kandidiert der ehemalige iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad nun doch für die Präsidentenwahl am 19. Mai. Zusammen mit seinem langjährigen Stellvertreter Hamid Baghaei ließ er sich am Mittwoch im Innenministerium registrieren. Ahmadinedschad ist im In- und Ausland höchst umstritten.

Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei hatte ihm schon 2016 von einer Kandidatur abgeraten, und Ahmadinedschad verzichtete zunächst. Vergangene Woche gab der 60-Jährige dann bekannt, dass er den eher unerfahrenen Baghaei im Kampf gegen Amtsinhaber Hassan Ruhani - laut Beobachtern als “graue Eminenz“ - unterstützen würde. “Der Führer hat mir nur empfohlen, nicht anzutreten“, sagte er nach der Registrierung. Ihm sei das ja nicht verboten worden. Außerdem sei er angetreten, um seinen Schützling Baghaei besser unterstützen zu können.

Auf Fragen, dass er seine Kandidatur in den letzten Monaten doch stets dementiert hatte, reagierte er mit einem Lächeln. Präsident Ruhani warf Ahmadinedschad vor, in seiner achtjährigen Amtszeit (2005-2013) dem Land großen Schaden zugefügt zu haben. Mit seiner kompromisslosen Atompolitik sorgte er für Sanktionen, die das ölreiche Land in eine Wirtschaftskrise stürzte. Mit seinen teils antisemitischen Bemerkungen und Holocaust-Leugnungen sowie verbalen Attacken gegen Israel trieb er das Land in die internationale Isolierung. Von beidem hat sich die Islamische Republik auch vier Jahre später noch nicht erholt. Deshalb wollte Chamenei ihn auch nicht nochmal kandidieren lassen. Außerdem hoffen der Klerus und der erzkonservative Flügel des Landes auf einen starken gemeinsamen Gegenkandidaten zu Ruhani. Diese Rolle sollte der 57-jährige Kleriker Ebrahim Raeissi übernehmen.

Mit dem Kandidaten Ahmadinedschad würden aber die Stimmen der Ruhani-Gegner zwischen den beiden Lagern aufgeteilt: gut für den Amtsinhaber, schlecht für den Klerus. (dpa)

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