AfD legt sich mit Kirchen an - Petry vergleicht Flüchtlingshilfe mit Ablasshandel

Mit ihrer harschen Islamkritik beherrschte die AfD über lange Zeit die Schlagzeilen. Jetzt sind die Kirchen Ziel ihres Unmuts: Deren Flüchtlingshilfe ist ins Visier der rechtskonservativen Partei geraten.

Vom Katholikentag ausgeladen teilt die AfD-Spitze gegen die großen Kirchen aus. Parteichefin Frauke Petry bekräftigte am vergangenen Sonntag die Kritik eines Parteikollegen aus Bayern an der Flüchtlingshilfe der Kirchen. Es gebe eine starke Verflechtung in die Aufnahme von Flüchtlingen, das Bereitstellen von Räumlichkeiten und «damit natürlich eine Partizipation an den staatlichen Mitteln», sagte Petry. Sie sprach von einem «modernen Ablasshandel».

Bei ihrem Engagement habe die Kirche eigene Interessen, sagte Petry. Was sie konkret mit dem Vergleich zum Ablasshandel meinte, erklärte Petry nicht. Beim Ablass in der katholischen Kirche geht es um die Vergebung von Sünden. Der Verkauf sogenannter Ablassbriefe im Mittelalter war wesentlicher Grund für den Protest von Martin Luther gegen die römische Kirche und für die von ihm ausgelöste Reformation. In der evangelischen Kirche gibt es keinen Ablass. Der Verkauf von Ablässen ist in der Folge der Reformation auch in der katholischen Kirche verboten.

Petry beklagte im Deutschlandfunk die Ausladung vom Katholikentag in Leipzig, der am Sonntag zu Ende gegangen war. Die Parteichefin nannte dies ein «unchristliches Verhalten sondergleichen». Sie habe gelernt, dass die Türen der Kirche für jedermann offen seien. Selbst in der DDR seien die Kirchen für Vertreter des Staates offen gewesen, die Kirche offen ausspioniert hätten.

Beim Katholikentag gab es zum Abschluss erneut eine Rechtfertigung des Ausschlusses der AfD. Thomas Sternberg - Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, das das Laientreffen organisiert - sagte, der Katholikentag wende sich gegen alle, die Sorgen und Ängste schürten. Zuvor hatte er mehrmals betont, man wolle menschenfeindlichen Positionen bei dem Christentreffen kein Podium bieten.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, betonte in seiner Predigt im Abschlussgottesdienst zum Katholikentag das für die Kirche wichtige Prinzip der Barmherzigkeit in der Flüchtlingspolitik. Die Botschaft der Bibel werde verkürzt, wenn man versuche «auszugrenzen, Mauern zu bauen, den Blick auf alle Menschen zu verlieren, nur um die eigene Identität zu kreisen». Der Grünen-Politiker Volker Beck kritisierte die AfD direkt: «Wohlwollend interpretiert ist das Christentum für die AfD nur christliche Folklore und nicht etwa das dreifache Liebesgebot (Gott, den nächsten und sich selbst)».

Nach Aussagen des stellvertretenden AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland geht es der Partei in ihrer Frontstellung gegen den Islam nicht um die Verteidigung des Christentums, sondern um die Abwehr des kulturell Fremden. «Wir wollen nicht das Christentum im religiösen Sinne verteidigen», sagte er in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Die AfD-Wähler wollten, das man für das «von den Vätern» Ererbte kämpfe: «Das Christentum ist dafür dann eine Metapher», sagte der brandenburgische AfD-Fraktionschef.

Evangelische und katholische Kirche hatten die Kritik der AfD an der Flüchtlingshilfe bereits scharf zurückgewiesen, nachdem der bayerische AfD-Politiker Petr Bystron ihnen vorgeworfen hatte, aus wirtschaftlichen Interessen zu handeln. Ein Sprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verwies unter anderem auf den dreistelligen Millionenbeitrag, den die christlichen Kirchen kurzfristig aus eigenen Mitteln für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt hatten. (epd)

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